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Große Liebe, tragisches Ende

Zur Premiere des Tanzkonzertes "Rot!"

Rot! So lautet der Titel des Tanz- konzertes, das am Samstagabend im Wolkensteinsaal des Kulturzentrums erstmals dem Konstanzer Publikum präsentiert wurde. Rot sind Kleid und Schuhe der Mezzosopranistin Simone Stieber; rot sind Details der Kostüme der Tänzerinnen Jasmin Schneider, Veronika Oepen und Miriam Sauter und rot ist die Bühnenleuchtung - rot wie die Liebe.
Die Liebe ist es, von der erzählt, die besungen und tänzerisch visualisiert wird; Liebesgeschichten berühmter Paare musikalisch begleitet von Pianist Markus Horsch. "Die Liebe ist ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang": Mit diesen Worten schickt Simone Stieber die rund 100 Premierenzuschauer in die Welt komplizierter menschlicher Beziehungen.
Die Geschichte beginnt mit dem französchen Kaiser Napoleon Bonaparte und seiner späteren Gemahlin und Kaiserin Josphine Tascher de la Pagerie. "Er heiratete sie, weil er sie liebte und er trennte sich von ihr, obwohl er sie liebte", ergänzt Simone Stieber ihre historischen Ausführungen. Denn bereits nach rund 14-jähriger Ehe ließ sich das Kaiserpaar scheiden - der Beginn des Absturzes eines einst großen Mannes.
Darauf folgt ein zeitlicher Sprung in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts: "The story of Bonnie and Clyde". Was einst als bezahlte "Liebesnacht" begann, sollte zwar in einer bedingungslosen gegenseitigen Hingebung, zugleich jedoch zu einer tragischen Hetzjagd enden: In einen Hinterhalt gelockt‚ stirbt das Räuberpärchen 1934gemeinsam im Kugelhagel. Bereits fünf Jahre vor dem Tod Bonnie Parkers und Clyde Barrows lernten sich der exzentrische spanische Maler und Grafiker Salvador Dalí und die damalige Ehefrau Paul Éluards, Gala, kennen. Die zehn Jahre ältere Gala wurde nicht nur Dalis Muse, sondern auch seine Lebensgefährtin. "Ich liebe sie mehr als meine Mutter, mehr als meinen Vater, mehr als Picasso und mehr als das Geld", zitierte Stieber den großen Surrealisten. Als Gala im Jahre 19B2 nach über 50-jähriger Partnerschaft starb, war Dali untröstlich.
Ein wiederum gänzlich anderes Ende nahm die Beziehung von Petra Kelly und des deutlich älteren Gert Bastian. Beide verband ihr gemeinsamer politischer Kampf -sie waren Bundestags-Abgeordnete und Partei-Mitglieder der Grünen. Kellys äußeres Bild von einer Art Jeanne d'Arc der Grünen trog - tatsächlich ging es ihr physisch wie psychisch zunehmend schlechter, sie wurde immer abhängiger von ihrem Lebensgefährten. Am 1. Oktober 1992 erschoss er zunächst die schlafende Kelly, dann sich selbst. Eine Tat aus Liebe oder aus Verzweiflung? Jede der vier Geschichten ist zweierlei gemeinsam: Die inständige Liebe und ein-jedes auf seine Weise tragisches Ende.
Jedes der Paare ist Gegenstand zahlreicher Texte und Verfilmungen. Jasmin Schneider verbinde sie in einer anderen Form der Darstellung: Erzählter Geschichte, Solo-Gesang und Tanz.
Die Texte mal nachrichtlich, dann poetisch. Die Musik mal ruhig, darin dynamisch, hin Und wieder auch heiter, oft schwermütig - das musikalische Repertoire von Stieher und Horsch reichte von Scarlatti über Rossini und Bellini bis zu Donizetti. Die tänzerischen Einlagen nach Choreographien Jasmin Schneiders verbildlichten die durch Musik und historische Inhalte produzierten Stimmungen obgleich nicht jeder Bewegungsablauf der Tänzerinnen bis ins kleinste Detail aufeinander abgestimmt war, überzeugten sie mit ausdrucksstarker Bewegung und Mimik. Besonders eindrucksvoll im rund zweistündigen spannenden und abwechslungsreichen Programm war Mezzo-sopranistin Simone Stieber, die nicht nur die Geschichten über die Beziehungskisten der Promipaare mit klarer Stimme und deutlicher Aussprache zu Gehör brachte, sondern auch in ihren gesungenen Parts mit großem Tonumfang und sicheren Sprüngen bis in die höchsten Lagen brillierte. Markus Horsch begleitete Stieber einfühlsam auf dem Klavier.

Silke Böttcher



südkurier 12. april 05



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