Tanzen wie gemalt
Schülerprojekt "Les images de dance" lässt sich von Kunst inspirieren Acht Schüler zwischen elf und 16, zehn Gemälde und verschiedenartigste Musikrichtungen. Das Resultat? Das neue Schülertanzrojekt "Les images de dance" der Modern Dance School von Diplompädagogin Jasmin Schneider wurde von zehn Gemälden verschiedenster Stilrichtungen inspiriert, die den Tanz zum Gegenstand haben. Am Anfang stand ein Besuch des Kunstvereins mit einigen ihrer Schüler, da sie "festgestellt hatte, dass junge Menschen sich häufig nicht mehr mit Kunst auskennen". Jasmin Schneider, die selbst mit Kunst groß geworden ist und um deren Wichtigkeit weiß, war positiv überrascht von den ‚to11en Fragen", die ihre Schüler stellten, von deren Wachsamkeit und Interesse - der Entschluss, mit genau diesen Jugendlichen das Projekt aufzuziehen, fiel in diesem Moment. "Die Verbindung von Kunst, Musik und Bewegung gehört für unser Leben untrennbar zusammen, kommt meiner Meinung nach jedoch oft zu kurz. Die Jugend muss wieder dorthin geführt werden!", sagt Schneider die zunächst eine Zusammenarbeit mit einer Schule angestrebt hatte. "Es wäre wichtig, Tanzpädagogik mit auf dem Lehrplan zu haben. Tanzen gehört zu unserer Kultur und ich finde es notwendig, Disziplin und Körperbewusstsein zu vermitteln. Leider wurde das Tanzen jedoch aufgrund zu geringer Mittel als erstes gestrichen. Ich halte das Projekt für eine gute Idee, wie man Unterricht anders, ja fächerübergreifend gestalten kann. Von den Schulen war aber leider niemand interessiert." So übernahm sie die Organisation, kümmerte sich allein um Choreographie und Musik. Der erste Schritt war, Bilder zu suchen, die Tanz und Varieté zum Inhalt haben - auf die üblichen Degas-Tanzszenen wurde dabei bewusst verzichtet. Drei Monate lang besuchten. die Tanzschüler im Sommer das offene Atelier "Kunstfabrik" von Simone Albert, die dort Mal- und Töpferkurse für Kinder anbietet und das Vorhaben künstlerisch betreute. Ziel war es, die ausgewählten Bilder, unter anderem von Keith Haring, Joan Miró, Edvard Munch, Henri Matisse und Ernst Ludwig Kirchner, von Drucken auf große Leinwände zu bringen und sich so schon einmal mit ihnen auseinanderzusetzen. "Die Kinder haben sehr konzentriert und hart gearbeitet - teilweise haben auch mehrere von ihnen an einem Bild gemalt", erzählt Albert. Auch Jasmin Schneider ist begeistert vom Arbeitseifer der Jugendlichen, die einmal in der Woche die technischen Aspekte des Tanzens trainieren, einmal proben und zusätzlich die Bilder anfertigen mussten: "Heute machen Schüler zu viel; sie konzentrieren sich nicht mehr auf eine Sache. Ich bin mir nicht sicher, ob es möglich wäre, so etwas in normalen Schulen auf die Beine zu stellen - meiner Meinung nach können nur bewusste, besondere Kinder so etwas schaffen." Nachdem die Bilder fertig gestellt worden waren, ging es an die Choreographie. Musikalisch wurde dafür aus einem vollen Repertoire geschöpft. Antonio Vivaldi, Andreas Vollenweider, Techno, afrikanische Musik, Tango und auch der Konstanzer Musiker Patrick Wind, der vor kurzem seine zweite CD vorstellte, ist mit dabei; in der Kunst wie in der Musik steht die Vielfalt im Vordergrund. Um die Kostüme kümmerte sich Traute Roth. Für Jasmin Schneider, die seit 20 Jahren Tanzunterricht von Mutter- Kind- Tanzen bis hin zu Contemporary gibt und jedes Jahr mehrere Projekte auf die Beine stellt, liegt die Besonderheit von "Les images de dance" neben der ungewöhnlichen Verbindung von bildender Kunst und Tanz in der Arbeit mit ihren älteren Schülern. Tanzten in den letzten Projekten eher jüngere Kinder oder sie selbst, steht hier die Auseinandersetzung mit eigenständigen Persönlichkeiten für sie im Vordergrund, die in ihren Eigenarten auch im Tanz zu spüren sind. "Wir hatten auch unsere Tiefen bei der Zusammenarbeit, aber insgesamt hat es riesigen Spaß gemacht", sagt sie, "viele waren von unserer Arbeit begeistert, darunter Barbara Stark von der Wessenberg-Galerie, der wir viel zu verdanken haben. Ich hoffe, dass es in nächster Zeit zu einer Veränderung kommen wird und ein Umdenken in Bezug auf die Wichtigkeit des Tanzens stattfindet." Tabea Hamperl südkurier 25. februar 08 |
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